Willkommen im Museum der Marinetruppen!
Das vom französischen Verteidigungsministerium und dem Verein der Freunde der Marinetruppen unterhaltene Marinetruppen-Museum ( (Musée des troupes de marine) wurde im Oktober 1981 eingeweiht. Derzeit werden Möglichkeiten zur Renovierung und Erweiterung des Museums geprüft.
Als Stätte der Erinnerung dient das Museum dem ehrenvollen Gedenken, der in der vierhundertjährigen Geschichte der Marine- und Kolonialtruppen gefallenen Soldaten. Die im Erdgeschoss befindliche Krypta drückt diese Zweckbestimmung architektonisch aus.
Das Museum dient gleichzeitig auch diversen kulturellen Veranstaltungen und beherbergt in regelmäßigen Abständen Wanderausstellungen. Das Zentrum für geschichtliche Studien der Übersee-Truppen (Centre d’histoire et d’études des troupes d’outre-mer, CHETOM ) steht Forschern offen und organisiert über das Jahr Vortragsreihen und Kolloquien.
Als historisches Museum konzipiert bietet das Museum mit seinen in Dauerausstellung dargebotenen Sammlungen einen chronologischen Überblick über die Geschichte der Marinetruppen von 1622 bis heute und beleuchtet dabei den Einfluss Frankreichs in der Welt. Die Besichtigung beginnt im ersten Stock rechterhand des Treppenaufgangs.
1- 1622 erstmalige Aufstellung von Marinetruppen
Im 17. und 18. Jahrhundert bestand ein enger Zusammenhang zwischen der Ausbreitung Frankreichs in Übersee. Die erste Aufstellung von Marinetruppen, d.h. von Soldaten, die auf Kriegsschiffen eingeschifft wurden, entsprach einem zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandenen Bedarfs an einer Truppe, die sich für die Erkundung, Besetzung, Entwicklung und Verteidigung der neu hinzugewonnenen Überseegebiete Frankreichs eignete. Zusätzlich wurden dann Marinetruppen in den Militärhäfen aufgestellt oder auch in Übersee mit dem Ziel, sie im Kolonialdienst einzusetzen. Vorausgegangen war die Gründung von ursprünglich hundert für den Einsatz zur See gedachten Kompanien durch Kardinal Richelieu, die 1626 im Régiment de la Marine (Marineregiment) zusammengeführt wurden. Mit Ausweitung der Kolonien kamen weitere Regimenter hinzu: Régiment des Isles, Régiment des Navires, Régiment royal des Vaisseaux etc.
2- Die Marineinfanterie im 18. Jahrhundert
Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Compagnies Franches aufgestellt und nach Neufrankreich geschickt. Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte die Rekrutierung der ersten einheimischen Truppen; diese waren zunächst die Sepoy in Indien (1750), dann die Bewohner der Insel Gorée im Senegal (1765). Ein großer Teil der französischen Armee versah seinen Dienst in Übersee und verstärkte dort die Spezialtruppen wie das Karrer-Regiment, die acht Hafenregimenter und die acht Überseeregimenter (Kapstadt, Port-au-Prince, Martinique, Guadeloupe, Isle Bourbon, Isle de France, Port-Louis, Pondichéry), deren Nachschubbasis sich auf der Insel Ré befand.
3- Die Marineartillerie im 18. Jahrhundert
Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Marinebomberkompanien (1692) aufgestellt, die ursprünglich in den großen Häfen im Westen (Brest und Rochefort) und Süd-osten (Toulon) ihren Dienst versahen, bevor sie im Artilleriedienst an Bord der Kriegsschiffe eingesetzt wurden. Später wurden die Marineartilleristen im Königlichen Kolonialartilleriekorps (1784), dann im Königlichen Marineartilleriekorps (1786) zusammengefasst, bevor sie schließlich in das Artillerie- und Marineinfanteriekorps (1792) integriert wurden.
4- Revolution und Erstes Kaiserreich 1789 – 1815
Zur Zeit der Französischen Revolution zogen etwa zehn Marineregimenter in den Krieg und wurden zu den Infanterieregimentern 11, 43, 60, 99, 106, 107, 108, 109 und 110. Das Königliche Kolonialartillerieregiment wurde zum 8. Artillerieregiment. Die Marineartillerie beteiligte sich mit sieben Halbbrigaden (1795) an den Feldzügen der Revolution und des Kaiserreichs und war ab 1804 mit vier Marineartillerieregimentern vertreten, die sich 1813/1814 in den Deutschland- und Frankreichfeldzügen hervortaten, in deren Verlauf sie bei den Kämpfen nach und nach vernichtet wurden.
5- Die Marinetruppen 1822 – 1870
1822 wurden das 1. und 2. Marineinfanterieregiment aufgestellt und das 1. Marineartillerieregiment reaktiviert. Aufgrund der Entwicklungen im französischen Kolonialreich wurden die beiden Infanterieregimenter aufgespalten. 1855 verfügte die Marineinfanterie über vier Regimenter (insgesamt 120 Kompanien) und die Marineartillerie über nur ein Regiment (27 Kompanien). Die Marinetruppen hatten in allen Überseebesitzungen Garnisonen in Form von abgestellten Kompanien, die in regelmäßigen Abständen abgelöst wurden. Sie beteiligten sich an zahlreichen Expeditionen auf allen Weltmeeren, entweder mit der Marine oder in Zusammenarbeit mit anderen Einheiten des Heeres: 1829 Madagaskar, 1830 Algier, 1833 Senegal, 1830-1839 Mexiko, 1840 La Plata, 1843 Senegal, 1844 Tahiti und Marokko, 1849 Nossi Bé, 1850 Montevideo, 1853 Bissagos, 1854 Baltikum und die Krim, 1859 China und Cochinchina und 1862/1863 Mexiko.
6- Der Krieg von 1870/1871
1870 wurden alle Marinetruppen innerhalb einer Division – der „Blauen Division“ – unter dem Kommando von General de Vassoigne in der Armée de Châlons eingesetzt. In der Region Sedan, in den Ardennen, taten sie sich am 31. August und 1. September in Bazeilles im Kampf gegen die Bayern hervor. Sie verloren 2.600 Mann, fügten dem Gegner dabei aber doppelt so hohe Verluste zu.
7- Die Marinetruppen 1871 – 1900
Während der III. Republik wurde die Stärke der Marinetruppen erhöht (mehr als 30 Regimenter im Jahr 1900). Sie beteiligten sich an mehreren Feldzügen: 1873 Tonkin, 1878 Sudan, 1880 Kongo, 1891 Dahomey, 1895 Elfenbeinküste und Madagaskar und 1900 Tschad. Im Zuge der Operationen, die immer weiter in die Tiefe der Überseegebiete führten, lösten sich die Marinetruppen nach und nach aus dem Zuständigkeitsbereich der Marine und der Kolonien. Im Jahr 1900 erfolgte die endgültige Abspaltung, und sie wurden zu den, dem Kriegsministerium unterstellten Kolonialtruppen.
8- Die Kolonialtruppen 1900 – 1914
Im Jahr 1900, dem Jahr ihrer Eingliederung in das Heer, führten die Kolonialtruppen Feldzüge im Tschad (Schlacht von Kousseri am 22. April) und in China (Einnahme von Tien-Tsin am 13. Juli). Ab 1908 griffen sie in Marokko ein. Gleichzeitig mit ihren Aktionen in Übersee schlossen sie sich zu einem in Frankreich stationierten Kolonialkorps zusammen.
9- Der Erste Weltkrieg 1914 – 1918
Bereits zu Kriegsbeginn wurde das Kolonialkorps an der französisch-belgischen Grenze eingesetzt, wo es in Rossignol auf die Deutschen traf, während in Afrika die deutschen Kolonien (Kamerun, Togo) angegriffen wurden. Im Dezember 1914 wurden die Überlebenden der Marschbataillone aus Marokko zusammengeschlossen. Aus allen Kolonien kam Verstärkung nach Frankreich. Senegalesen, Madagassen, Indochinesen, Somalier wurden zusammengezogen und in die Truppenlager im Südosten in Fréjus und Saint-Raphaël ausgebildet. Sie kämpften an der Seite der Franzosen aus dem Mutterland und mit den Soldaten aus den anderen Kolonien (Karibik, La Réunion, Pazifikraum). Die Kolonialtruppen nahmen an der Dardanellenexpedition teil, kämpften 1915 in der Schlacht an der Somme, nahmen die deutsche Kolonie Kamerun ein und beteiligten sich an der Schlacht von Verdun, der Schlacht an der Somme 1916 und dem Aisne-Angriff 1917. Im Jahr 1918 stoppten die Kolonialtruppen von General Mangin in Reims den deutschen Vormarsch auf Paris, während die Kolonialtruppen der Ostarmee, die Bulgaren besiegten. Ab dem 11. November 1918 besetzten die Kolonialtruppen Mainz.
10- Die Zwischenkriegszeit 1919 – 1939
Die Niederkämpfung der feindlichen Stellungen von Taza die Befriedung Marokkos; gleichzeitig wurde vom Völker Bund das französische Mandat über den Nahen Osten (Lebanon u Syrien)begründet : da befand sich das französische Kolonialreich zum Zeitpunkt der Internationalen Kolonialausstellung 1931 in Paris auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Handlungen der Franzosen in Übersee wurden in der Literatur, in Liedern und im Kino verbreitet. Primitive Kunst war sehr gefragt, alles Exotische faszinierte. Soldaten aus dem Senegal und aus Indochina waren in Frankreich stationiert, während die Kolonialtruppen die Befriedung der Westsahara vollendeten.
11- Der Zweite Weltkrieg 1939 – 1945
Die Kolonialtruppen waren bei den Kämpfen im Jahr 1940 im Einsatz, die trotz ihres Mutes herbe Verluste erlitten: 40% der Gesamtverluste der franz. Armee, unzählige Senegalesen wurden aufgrund rassistischer Übergriffe des Feindes massakriert. Die Kolonialtruppen gehörten zu den Ersten, die sich dem Freien Frankreich anschlossen und stellten bis 1943 das größte Truppenkontingent. Sie nahmen teil an den Feldzügen in Eritrea, Libyen, Ägypten und Tunesien. Die Alliierten rüsteten die Befreiungstruppen aus, so dass im Juli 1943 die 9. Kolonialinfanteriedivision aufgestellt werden konnte. Sie beteiligte sich gemeinsam mit der im Februar 1943 ins Leben gerufenen 1. Division des Freien Frankreich am Italienfeldzug (1943/1944). Nach der Landung in der Provence am 15. August 1944 trugen diese beiden Divisionen an der Seite der Kolonialtruppen der 2. Panzerdivision zum Sieg in den Frankreich- und Deutschlandfeldzügen bei (1944/1945).
12- Der Ferne Osten 1945 – 1954
Die Kolonialtruppen bildeten den Großteil der Einheiten, die die vietnamesischen Nationalisten bekämpften. Sie bildeten Kräfte zur dauerhaften Verteidigung der Stellungen sowie Eingreifkräfte, Fallschirmspringer und Kommandotrupps, die an allen Aktionen beteiligt waren. Erstmals kamen auch amphibische Truppen zum Einsatz. Ab 1951 trugen die Kolonialtruppen zur Aufstellung der nationalen vietnamesische Armee bei. Die Senegalesen bildeten zahlreiche Marschbataillone, die in Indochina eingesetzt wurden.
13- Nordafrika 1954 – 1962
In Nordafrika wurden die Kolonialtruppen an allen Arten von Handlungen gegen die Nationalisten eingesetzt: Befriedung bestimmter Sektoren, Eingreifaktionen, Guerillabekämpfung. Dabei erwarben die Fallschirmjäger das Know-how für Luftlandeoperationen.
14- Überseetruppen 1958 – 1961
1958 wurden die Kolonialtruppen zu Überseetruppen, bevor sie im Jahr 1961 wieder zu ihrer ursprünglichen Benennung „Marinetruppen“ zurückkehrten. Die Afrikaner verließen die Überseetruppen, als ihre jeweiligen Länder unabhängig wurden (1960). Zur Zeit der Unabhängigkeitserklärungen stellten die Marinetruppen die Souveränitätsübertragung sicher und passten sich den neuen Aufgaben an, die sich zu dieser Zeit stellten. So wurden die Marinetruppen zu den wichtigsten Akteuren bei der Umsetzung der Kooperations- und Verteidigungsabkommen, die Frankreich mit zahlreichen Ländern der Welt schloss hat.
15- Die Marinetruppen seit 1962
Ab 1962 waren die Marinetruppen sowohl in Frankreich und Deutschland, als auch in Afrika vertreten, wo sie die einsatznah dislozierten Truppen stellten. Ab dem darauf folgenden Jahr standen sie den neuen afrikanischen Staaten zur Seite. Ab 1978 handelten sie – teilweise unter der Flagge der UNO – in Einsatzgebieten in Afrika, in Kambodscha, im Nahen Osten, im Irak, auf dem Balkan, in Afghanistan, in der Karibik und im Pazifikraum. Unter der Verantwortung von Frankreich, der UNO, der NATO oder auch der Europäischen Union erfüllen sie Kampfaufträge, Missionen zur Zwischenstellung von Konfliktparteien und zur Wiederherstellung des Friedens sowie humanitäre Aktionen.
16- Überseedienst und amphibische Operationen
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bilden die Marinetruppen die Speerspitze der französischen Armee. Ihr Aufbau, ihr Fähigkeit und ihre Erfahrung dienten bei der Einführung des Berufsheers als Vorbild. Als Einsatzkräfte trainiert, in Übersee und im Ausland sowie bei amphibische Operationen, ausgerichtet sind, sind sie an allen Fronten vertreten.
17- Spezialisten
Die Marinetruppen wollten, von jeher, über Mittel zur Unterstützung ihrer in den Überseegebieten eingesetzten Einheiten verfügen. Aus diesem Zweck bildeten sich in den Marine- und Kolonialtruppen zahlreiche Spezialisten heraus: Ärzte, Sanitäter, Quartiermeister, Verwaltungspersonal, Telegrafisten und Baumeister, die unschätzbare Erfahrung erwarben. Die Meharisten (kamelberittene Soldaten) der Kolonialtruppen stellten die Verbindung zwischen Algerien und Schwarzafrika her. Ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts werden diese Spezialisten in gemischten Einheiten, Dienststellen, oder des Heeres oder Kampfgruppen eingegliedert.
18- Traditionen und Kultur der Truppengattung
Seit 1622 waren die Marinetruppen – zunächst als Teil der Marine, dann als Teil des Heeres – in allen Kriegsschauplätze der französischen Armee vertreten, oftmals allein auf einem Kontinent, den die übrigen Einheiten gar nicht kannten. Ihr Handeln stützt sich auf ihre vier Jahrhunderte alte Erfahrung. Ihre Anpassungsfähigkeit, die noch entscheidender ist, als ihr Spezialwissen, ist der Beweis dafür, dass sie allen Lagen gewachsen sind, mit denen sie konfrontiert werden. Sie können sich auf solide Traditionen stützen, verfügen über die Stärke von Berufstruppen und die moralische Eigenschaft, die sich aus ihrer Erfahrung, dem Vertrauen in ihre Waffen und dem Willen ergibt, immer an der Spitze des technischen Fortschritts zu stehen.
19- Die Krypta des Museums
Die Krypta ist ein Ort des Nachsinnens und der Erinnerung und wird für Gedenkfeiern genutzt, bei denen die Totenglocke geläutet wird. In der Krypta befindet sich eine Urne mit den sterblichen Überresten des „unbekannten Marineinfanteristen“ der Blauen Division, die aus dem Ossarium in Bazeilles (Ardennen) stammen. Als Ort der Erinnerung, der den 400.000 für Frankreich gestorbenen Soldaten der Marine- und Kolonialtruppen gewidmet ist, beherbergt die Krypta neben dem Goldenen Anker, dem Symbol der Truppengattung, einige nicht mehr genutzte Fahnen. Auf der Marmorwand sind die Namen aller Schlachten der letzten beiden Jahrhunderte eingraviert, die unter den Fahnen und Standarten der Kolonial- und Marinetruppen geführt wurden.
Vielen Dank für Ihren Besuch.
Wir hoffen, dass es Ihnen gefallen hat und dass wir Sie wieder einmal bei uns begrüßen dürfen. Im Bereich Militärgeschichte können Sie auch folgende Stätten besuchen:
- in Fréjus : die Missiri (senegalesische Moschee), das Denkmal für die Helden der Schwarzen Armee und die Gedenkstätte der Indochinakriege sowie die buddhistische Pagode.
- in Saint-Raphaël : die Gedenkstätte Boulouris und den Strand Le Dramont (Landung in der Provence am 15. August 1944).
Das Museum der Marinetruppen gehört zu den offiziellen Museen des Verteidigungsministeriums und des Veteranenverbandes. Wir empfehlen Ihnen auch den Besuch der anderen auf der Karte verzeichneten Museen, insbesondere derer, die sich in der Region befinden: das Artilleriemuseum in Draguignan und das Museum der Fremdenlegion in Aubagne in der Umgebung von Marseille.